Niemand
wird im Ernst eine Schlafdiät oder eine Wachdiät einführen
wollen. Zu "abnehmen im Schlaf" ist aber auch schon
viel geschrieben worden. Hier nur einige Andeutungen dazu, was
das
schlafen und wachen
mit "Diät zu
tun hat.
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Tag und Nacht gehören recht selbstverständlich
zu unserer Welt; dadurch sind wohl die verschiedenen Bewusstseinszustände
"schlafend" und "wachend" entstanden.
Interessant sind die Übergänge: Das Aufwachen und das Einschlafen.
Die Momente, in denen das wache Interesse an der Welt und unseren Bedürfnissen
wieder entsteht oder "abgegeben" wird.
Ob das Aufwachen bedeutet: "Jetzt kann ich nicht
mehr weiterschlafen und ich muss wieder in die Tretmühle"
oder "nach dieser angenehmen Nacht kann ich ausgeruht wieder einen
neuen Tag erleben, auf den ich mich schon freue" ist ein Unterschied,
ähnlich groß wie der zwischen Tag und Nacht.
Wer eigentlich eine Viertelstunde fürs Aufwachen
braucht, aber von Jetzt auf Gleich fit sein zu müssen glaubt, hat
einen unnötigen Konflikt. Der starke Kaffee zum Aufwachen ist verbreitet:
Drogengebrauch von Anfang an. Wie man sich reckt und streckt, muss manchmal
erst wieder gelernt werden.
Unterschiedlich wie die Aufwachrituale sind die Einschlafrituale.
Wer meint, "etwas" zum Einschlafen zu brauchen - hat der ein
normales Bedürfnis, einen Denkfehler oder ein Suchtproblem?
Wenn Einschlafen, "loslassen", bedeutet, das
Interesse von der Welt abzuziehen, in eine gewisse Reizlosigkeit einzutauchen,
ist es förderlich, einnigermaßen frei von affektiven Spannungen,
Schmerz, Hunger oder Durst, zufrieden und entspannt, zu sein.
Welchen Wert hat das Durchschlafen; wer darf es sinnvollerweise
fordern?
Warum sollte ein Problem darin liegen, "einmal"
nicht durchzuschlafen?
Starre Anforderungen an ein dynamisches, von Biologie und Psyche bestimmtes
Phänomen müssen zu Störungen führen. Wer überfordert
wird, muss damit zurechtkommen, dass er den zu hohen Erwartungen nicht
gerecht wird.
Wo der Schlaf als zu erbringende Leistung bewertet wird, überformt
die Kultur unnötig grausam die Natur, die stets schon kulturell
geprägt ist. Sagte nicht GOETHE: "Vom Mütterchen hab'
ich die Frohnatur ...?"
Wir dürfen vermuten, dass der kleine GOETHE ohne weitere Schwierigkeiten
zu einem relativ naturgemäßen Verhältnis von Schlafen
und Wachen gefunden hat.
Die "Traumfigur im Schlaf" ist jedenfalls
nur ein schlechtes Märchen. Zwar wurde in Studien festgestellt,
dass übergewichtige Menschen oft Stress haben und zu wenig schlafen
- aber eine "Schlafdiät" würde nur durch den Abbau
von Stress, z. B. durch bessere Arbeits- und Lebensbedingungen, funktionieren.
Willentlich können wir die Schlafdauer kaum verlängern, wohl
aber für Entspannung sorgen, und dadurch besser schlafen.
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