Rollenverteilung, Arbeitsteilung, Verantwortung
Wenn wir nicht gerade als Single leben, gehören zur Nahrungszubereitung
mindestens zwei Personen. Meistens kocht einer für den anderen mit,
oder man wechselt sich ab.
Es gibt also eine einseitige oder gegenseitige Verantwortung: Einer
serviert dem anderen etwas, einer sucht etwas aus, und der andere isst
mit.
Wer alleine ist (und isst), hat die Rollenverteilung sinngemäß intrapersonal.
Er bereitet sich selbst etwas zu. Auch hier beinhaltet "die Ernährung"
weit mehr als die bloße Nahrungsaufnahme, mehr als das pure Essen, sondern
vor allem Planung, Auswahl, Einkauf, Zubereitung, Servieren - und den
Abwasch.
Wenn also aus diätischen Gründen eine Ernährungsumstellung erfolgen
soll, müssen wir uns an die Person, die für das, was auf den Tisch kommt,
die Verantwortung trägt, unseren Küchenchef, wenden.
Leider ist nicht jeder Chefkoch in der Lage, vollwertige Kost zuzubereiten,
und im privaten Bereich können wir nicht einfach das Lokal wechseln.
Andererseits hat der "Gast" das Recht, etwas zu bestellen, das seiner
Gesundheit zuträglich ist, also nicht sein (Über-) Gewicht noch unnötig
hochtreibt; Essen in einer vernünftigen Zusammenstellung, schmackhaft,
frisch, vitaminreich, ballaststoffhaltig, fettarm usw.. Wo dem Koch
diese Fähigkeiten und Fertigkeiten fehlen, sollte er sie sich schleunigst
aneignen.
Lieber aus der Tüte?
Dummerweise handelt es sich hier oft um Glaubensfragen. Viele Schnellköche sind davon überzeugt, dass auch Fertiggerichte alle Anforderungen erfüllen,
und argumentieren gerne, dass über Geschmack nicht zu streiten ist.
Weil dem so sei, und schon immer gewesen sei, werden Diskussionen zum
Thema vehement abgelehnt und auch nicht geführt, sondern in Streit übergeleitet.
Dem tiefen Glauben an die überaus hohe Qualität der Markenware entspricht
der Verzicht auf den eigenständigen, kreativ-produktiven Prozess der
Nahrungszubereitung.
Die "Verfeinerung" von Spinat mit Sahne, die "Aufwertung"
der Fertigpizza mit "Extrakäse" sind wie die Sahne auf dem Erdbeerkuchen
unentbehrliche Momente, Ausdruck des Unwillens, zu verzichten und Platzhalter
für den Restanspruch auf Kreativität.
Tiefgefrorenes mit 30% Fertig- "Würzpanade" ist günstig herzustellen,
bewahrt vor der Gefahr des Versalzens und garantiert den ständigen,
langweiligen Fertiggeschmack. Langeweile wiederum ist für uns Essgestörte
kein beliebter, sondern alltäglicher Essanlass.
Nun ist solch eine Polemik kein Musterbeispiel für eine gepflegte Diskussion.
Vergessen sie diese "Fressnet-Argumente" schnellstmöglich, und kommen
Sie auf Ihre eigene Art mit dem Koch oder Chefkoch ins Gespräch.
Was
immer Sie am Essen auszusetzen haben - sorgen Sie für Veränderung ohne
Nörgeln. Streiten Sie nicht über Geschmacksfragen; langsame, schrittweise
Veränderungen sind wohl effektiver. Wenn Du Fertigpanade nicht magst:
Wann haben Sie zum letzten Mal Ihr Paniermehl selbst zubereitet?
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