"Schon immer" war dieses Salzfass in unserem Haushalt - genauer gesagt: Seit ich denken kann, kenne ich das Salzfass - ein selbstverständlicher Gegenstand, in dem das Salz aufbewahrt wird.
Zu seiner Herkunft gibt es die Geschichte, dass ein Onkel es aus Russland mitgebracht hat - als Kriegsbeute etwas mager, also keine Kriegsbeute; ein eingetauschter Gegenstand, ein Fund, ein Geschenk, wie auch immer in den Besitz meiner Mutter gelangt. Daran, dass der Wechsel des Besitzers gewaltfrei erfolgt ist, hatte ich kaum je Zweifel; brandschatzende, fanatische Krieger
waren die Soldaten in meiner Verwandtschaft nicht. Als eines der wenigen Überbleibsel des Krieges ist das Salzfass mehr als ein normales Souvenir; es repräsentiert eine ferne Kultur, die hier heimisch geworden und ein selbstverständliches Mitglied im Haushalt ist. Täglich benutzt, nie leer, denn es heißt, das Salzfass dürfe nie ganz leer werden, damit dem Haushalt nicht das Geld ausgehe - eine sinnvolleIdee, wenn auf diese Weise zumindest immer Salz im Hause ist. In dieser Hinsicht hat es mich auch nie
enttäuscht, so lange ich mit meinen Eltern zusamenwohnte, und seit dem Tod meiner Mutter, als es mir bei der Aufteilung des Erbes zugefallen ist.

Natürlich ist auch die Pappschachtel Salz mit der abgeschnittenen Ecke oder der herausziehbaren Lasche zum Streuen eine Möglichkeit - aber den rascheren Zugriff auf die Prise oder den Teelöffel Salz ermöglicht das Salzfass, und welche Pappschachtel gewinnt noch nach sechzig Jahren Gebrauch an Charakter und Ausstrahlung?
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St. Ruprecht mit dem Salzfass

In anderen Zeiten war der Wert des Salzes viel höher als heute. Städtenamen wie "Salzburg" erinnern an seine historische Bedeutung.
In Wien findet sich dieser Sankt Ruprecht, der ein Salzfass im Arm hält.

Von den höfischen Tafeln ist überliefert, dass, wer "über dem Salzfass" sitzt, dem Haushern nahe ist, der den Mitessenden das Salz zuteilt - gesalzen wurde erst bei Tisch.

Brot und Salz symbolisieren Freundschaft und gehören zur Begrüßung in Russland.

Und Jesus spricht zu den Seinen: "Ihr seid das Salz der Erde".


Da der Zugriff aufs Salz heute selbstverständlich ist, macht man sich keine Gedanken darum, und die symbolische Bedeutung von Salz und Salzfass geht verloren.
Genau genommen ist es jedesmal ein kleines Ritual, dem Salzfass etwas zu
entnehmen, das, je älter das "Ritual" ist, für die Kontinuität einer kleinen Familientradition steht.

Solch eine Tradition zu pflegen oder neu in Kraft zu setzen, ist ein Stück selbstgewählter Alltagskultur.

Ließe sich das gute alte Stück hier und heute noch einmal herstellen?
Die Frage konnte beantwortet werden. Nicht ganz zwei Autostunden entfernt fand sich ein Drechslermeister, der zu den Fragen nach Holzart, Machart usw. die Antworten hatte und bereit war, ein Replikat - sowieso gleichzeitig Unikat - herzustellen.
Da der Deckel des alten Salzfasses schon länger kaputt ist, wirkt das neue mit Deckel noch ungewohnt. Es ist auch nicht aus gebeizter Birke, sondern aus Kirschbaum. Auch dieses Salzfass soll in der Familie bleiben und eines Tages seinen Zweck erfüllen; Der Sohn, der als erster heiratet, wird es als Hochzeitsgeschenk bekommen, der andere bekommt das alte Salzfass, wenn ich es einmal nicht mehr brauche ...

Das neue Salzfass aus Kirschbaum
Das Salzfass vermittelt ein ursprüngliches Lebensgefühl, statt Lifestyle aus der Retorte.

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Das Salzfass

Das alte, "russische" Salzfass

 

 

 

 


 

 

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