Kränkung und Krankheit
... stehen in einem Zusammenhang miteinander.
Man versteht unter Kränkung die Verletzung eines anderen Menschen
in seiner Ehre, seinen Gefühlen, insbesondere seinem Selbstbewusstsein,
wobei die Grenze zur Beleidigung fließend sein kann.
Verletzende Bemerkungen sind das Instrument, mit dem Kränkungen
hauptsächlich zugefügt werden: Häufiger Tadel, abwertende
Kritik, die darauf aus ist, einen anderen Menschen "schlecht"
zu machen, ihn zu entwürdigen und ihm Schuld- oder Schamgefühle beizubringen.
Ohne scharfe Worte gäbe es keinen "Ruf-Mord".
Neben der "externen" Kränkung gibt es auch die "innere
Kränkung" durch eigenes, unverständliches, ungekonntes
Verhalten - etwa beim Rückfall
bei einer Diät.
Gleichgültigkeit, Unzuverlässigkeit - wenn man verlassen
ist, wenn man sich auf jemanden verlässt oder die Erfahrung, abgelehnt
zu werden, wenn man gerade mal liebt, stellen eine unausgesprochene,
narzisstische
Kränkung dar.
"Ich bin zu empfindlich" - Wie Sie sich ein dickeres
Fell zulegen
- das kann man nachlesen. Der Vorwurf, man sei eine Mimose,
würde alles in den falschen Hals bekommen, alles persönlich nehmen und
keinen Spaß verstehen leitet dann über zur "Diagnose",
man fühle sich häufig als Opfer, könne sich jedoch aus dieser
Hilflosigkeit befreien und lernen, auf die Äußerungen anderer gelassener
zu reagieren.
Dass zur Kränkung die Kränkbarkeit
gehört, mag ja sein - nur beruht diese vermutlich auf früher
Überforderung, und woher die Gelassenheit so plötzlich kommen
soll, bleibt offen.
Auch gibt es einen Teufelskreis aus negativen Gefühlen;
wenn die einzige Quelle der Anerkennung versagt, kreisen die Betroffenen
in einem selbstzerstörerischen Gefühls-Teufelskreis aus Wut, Enttäuschung
und Hilflosigkeit: Die "Posttraumatische Verbitterungsstörung".
Der eigene Beitrag zu der misslichen Situation ist gleichzeitig
leicht und schwer zu erkennen; "... das Leben in seiner ganzen
Zwiespältigkeit anzunehmen - (ist) eine alte Weisheit, die im modernen
Leben oft verloren geht."
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